Ashes for Breakfast

Free Ashes for Breakfast by Durs Grünbein

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Authors: Durs Grünbein
Deutscher.
    Weiß … männlich … mittelgroß … brünett.
    Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Das reicht
    Vielleicht für siebzig Jahre Kampf ums Dasein.
    Wenn’s hochkommt, hält Geduld den Rotz zurück.
    Doch droht mit Schlimmsten immerhin auch dir
    Die Dummheit,
    Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â das Gesumm der Hirnmaschine
    Von der es heißt, sie produziert sich selbst.
    Â 
    5
    Aus dem verramschten Rausch der frühen Jahre
    Geführt aufs Glatteis scheuer Sachlichkeit
    Frierst du am Nullpunkt ein vor Zeichenstarre.
    Durch dich hindurch geht was Versprechen spricht,
    Ein Schwindsuchtsog, der Wort, Blick, Geste leert.
    Die grellen Träume bleichen aus beim Waschen
    Chemisch entfärbt, mit blödem Zeug bedruckt.
    Die Resistenz am Ende des Jahrhunderts
    Zieht sich geheimnislos ins Hirn zurück.
    Was jetzt noch wachhält, Schwachkopf, ist Gelächter
    Ãœber ein Tier, tief in sich selbst verstrickt.
    Sonst gibt es nichts, was ernst zu nehmen wäre.
    Gefragt, woran ich Tag und Nacht gedacht hab
    Sag ich aus List vielleicht nochmal ›An nichts.‹
    Â 
    6
    Der Mensch, nun ja … das alphabetisierte Tier,
    Das einzige das lügt, gehorcht der Logik
    Von Augenmaß und Täuschung. Was das heißt
    Siehst du beim ersten Blick in eine Zeitung.
    Beim zweiten … Vorsicht … bist du schon dabei.
    Was hilft dir Skepsis, seit soviel geglaubt wird
    Daß du wie Stickstoff Illusionen atmest
    Die als Gerücht längst reiner Traumstoff sind.
    Statist des Alltags mit dem Kopf im Nebel
    Denk an Sokrates.
    Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Wenn der schwor ›Beim Hund!‹
    Fiel eine Welt aus Meinungen in Scherben.
    Wie jedes Kind schon weiß, echt paradox
    Bringt gleich das erste Wort ein Mißverständnis
    Das nur durch Wiederholung sich vergißt.
    Â 
    7
    Glücklich in einem Niemandsland aus Sand
    War ich ein Hund, in Grenzen wunschlos, stumm.
    Von oben kam, was ich zum Glauben brauchte.
    Gott war ein Flugzeug, wolkenweiß getarnt
    Vom Feind, mich einzuschläfern, ferngesteuert.
    Doch blieb ich stoisch, mein Revier im Blick.
    Wenn ich auf allen Vieren Haltung annahm,
    Zündstoff mein Fell, lud mich der Boden auf.
    Im Westen, heißt es, geht der Hund dem Herrn
    Voraus.
    Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Im Osten folgt er ihm — mit Abstand.
    Was mich betrifft, ich war mein eigner Hund,
    Gleich fern von Ost und West, im Todesstreifen.
    Nur hier gelang mir manchmal dieser Sprung
    Tief aus dem Zwielicht zwischen Hund und Wolf.
    Â 
    8
    Verstand, wie Joe sagt, die Dreigroschen-Hölle
    Ist dieser Ort, wo sich das Ich eins pfeift;
    Wo sich auf Abstand halten Angst und Neugier.
    Die Angst: es könnte bald an seinem Rand
    Spurlos verschwinden auf dem Weg der Neugier.
    Der Neugier: wie sich’s lebt, befreit von Angst.
    Daraus ergibt sich leicht ein kleines Drama
    Entlang der Grenzen, vom Verstand markiert
    Durch immer neues unverwandtes Streunen.
    Ich bin nicht hier, sagt es.
    Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Ich bin nicht dort.
    Und sein Versteckspiel zeigt: Ich ist kein andrer
    Als dieser Grenzhund, der sich selbst bewacht.
    Wer garantiert dir, daß er dich nicht anspringt
    Gesetzt, du ziehst dich still aus dem Verkehr?
    Â 
    9
    Hört euch das an: Ich sei so sanft gewesen
    Daß man mich nun als Haustier

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